Auf den Spuren von Emil Hermann Nacke

An den Pionier der sächsischen Automobilproduktion Emil Hermann Nacke soll erinnert werden. Vor 160 Jahren geboren und vor 70 Jahren gestorben (29.10. 1843 – 30.05.1933) war er zu seiner Zeit eine schillernde Berühmtheit und weit über seine Wirkungsstätte hinaus bekannt, heute jedoch zu Unrecht fast vergessen. An ihn erinnert kein Schild, kein Straßenname. Einst kauften Kaiser und Könige seine Autos. Seine ersten Automobile nannte er fast liebevoll als Referenz an Coswig, obwohl seine Fabrik im damals noch selbständigen Kötitz beheimatet war, COSWIGA. Auch wenn sich nach bisherigem Kenntnisstand kein Nacke-Automobil erhalten hat, hinterließ Emil Nacke Spuren seines Wirkens bis in unsere heutige Zeit.

Teil 1: Spurensuche in Kötitz

Mit einem Unternehmergeist, der heute noch Respekt verdient, gründete der Maschinenbau-Ingenieur Nacke in Kötitz zwei Firmen. Von Dresden kommend, errichtete er zunächst eine Strohstofffabrik, auf deren Gelände er auch erst wohnte. Die Produktion konnte 1884 aufgenommen werden und wurde erst 1990 eingestellt. Von diesem Betrieb kündet heute noch der weithin sichtbare Schornstein aus DDR-Zeit. Nacke verließ die inzwischen zu einer Aktiengesellschaft angewachsene Fabrik, um wieder im Maschinenbau zu arbeiten. Dazu erbaute er an der Naundorfer Straße eine moderne Maschinenbaufabrik, wo er 1900 als erster Unternehmer Sachsens mit der Automobilproduktion begann. Nacke behauptete sich in den folgenden Jahren würdig und erfolgreich in der Reihe der ersten deutschen Automobilproduzenten wie Benz und Opel. Nacke war Vorstandsmitglied im 1901 gegründeten Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller Berlin, dessen Ehrenmitglieder immerhin Benz sen. und W. Maybach waren.

Viele Zeitungsartikel aus dieser Nacke‘schen Gründerzeit sind im Stadtarchiv überliefert. Vom 2. - 18. Februar 1906 fand in Berlin eine Internationale Automobilausstellung statt, wo die Firma Nacke mit einem sehr schön ausgestatteten Tourenwagen vertreten war. Das Coswiger Tageblatt vom 3. März 1906 berichtete, dass sogar seine Majestät der deutsche Kaiser längere Zeit an Nackes Stand verweilte. Im Mai 1906 kaufte der Sächsische König einen Jagdomnibus mit zehn Plätzen, dessen „... Chassis (Unterteil nebst Maschine) aus der hiesigen, sich im Automobilbau großen Renommèes erfreuenden Maschinen-Fabrik E. Nacke stammt ...“ So war es neben einer ausführlichen Schilderung der recht abenteuerlichen Probefahrt am 6. Mai 1906 im Coswiger Tageblatt zu lesen. Am 31. Juli 1907 konnte die Zeitung folgende Meldung bringen:

Nicht vergessen sollte man, dass Nacke 1907 schon 64 Jahre alt war! 1912 wurde Emil Nacke eine besondere Auszeichnung zuteil. Davon berichtete das Coswiger Tageblatt in seiner Ausgabe vom 24. Mai 1912:

Coswiger Tageblatt 24. Mai 1912Von Nackes sozialem Engagement für seine Betriebsangehörigen zeugen noch heute die 1904 von ihm erbauten Werkswohnungen entlang der Naundorfer Straße. Wohltätig zeigte er sich u. a. auch bei der Einweihung der Kötitzer Schule 1900 mit einer Spende zum Kauf von Lehrmitteln. Dem Kötitzer Rathaus, 1907 erbaut, spendete er zwei Fahnenstangen samt Fahnen, die das Gebäude flankierten. Diese haben die Zeit jedoch nicht überdauert. Auch nicht die einst so berühmte Automobilfabrik „E. Nacke Coswig/Sa“. Schon mit der Weltwirtschaftskrise 1929 musste die Kraftwagenproduktion eingestellt werden, die inzwischen ganz auf Nutzfahrzeuge umgestellt war. Der einstige Fabrikstandort an der Naundorfer Straße ist ungefähr mit dem jetzt dort ansässigen Unternehmen Howden GmbH vergleichbar. Aus Nackes Zeit dürfte nur noch das Hauptgebäude, Teile von Produktionshallen und der schmiedeeiserne Zaun mit dem Fabriktor erhalten geblieben sein.

Nacke-Auto

Dieser 35 H.P. Nacke-Doppel-Phaethon wird in Teil 3 der Spurensuche noch eine besondere Rolle spielen!