Namen sind Schall und Rauch
Försterstraße
Im abschließenden Beitrag der Artikelserie über die Coswiger Straßennamen musste ich einräumen, dass der Ursprung nicht jeder Straßenbenennung bisher gefunden werden konnte. Als Beispiel dafür nannte ich auch die Neusörnewitzer Försterstraße.
In Erstaunen versetze mich daraufhin der Anruf einer aufmerksamen Leserin des Coswiger Anzeigers. Sie erklärte mir kurz und bündig, dass die Straße nach ihrem Großvater benannt sei. In einem persönlichen Gespräch erfuhr ich dann, dass ihr Großvater der Gutsbesitzer Julius Förster aus Sörnewitz war. Julius Förster wurde 1848 in Brockwitz geboren und starb 1926 in Sörnewitz. Ihm gehörte einst der Gutshof auf der Zaschendorfer Straße, heute als "Försters Stammlokal“ bekannt. Über viele Jahre war er als Gemeinderat für die Gemeinde Sörnewitz tätig. In dieser Eigenschaft setzte er sich sehr für die Industrieansiedlung und den dafür notwendigen Straßenausbau in Neusörnewitz ein. Dazu stellte er sein in Neusörnewitz gelegenes Land zur Verfügung. Auf Grund seiner Initiative und sicher auch für seine jahrelange Tätigkeit im Sörnewitzer Gemeinderat erhielt die dann fertig ausgebaute Straße seinen Namen. Leider war ein genaues Datum dazu nicht zu ermitteln, da die Gemeinderatsprotokolle der Gemeinde Sörnewitz erst ab 29. Januar 1901 im Stadtarchiv überliefert sind. Alle vorherigen Gemeinderatsprotokolle seit 1839, die in sogenannte Gemeindebücher geschrieben wurden, fehlen leider. 1898 hieß die Straße nachweislich schon Försterstraße.
Eine Information, die Försters besonderes Engagement für die Gemeinde Sörnewitz, er war auch Mitglied des Schulvorstandes und Mitglied der Einschätzungskommission für das Gemeindeanlagenkataster, unterstreicht, fand ich im Gemeinderatsprotokoll des Sörnewitzer Gemeinderates vom 10. Juni 1907. Der Gemeinderat wurde informiert, dass ihrem 1. Gemeindeältesten Julius Förster für 30-jährige Dienstzeit im Gemeinderat das Allgemeine Ehrenzeichen von seiner Majestät dem König verliehen wurde. Der König zeichnete anläßlich seines Geburtstages verdienstvolle Untertanen seines Königreiches aus. Das Meißner Tageblatt vom 24. Mai 1907 berichtete mit folgendem Artikel über die Auszeichnungen im "hiesigen Bezirk“:
Förster gehörte dem Sörnewitzer Gemeinderat noch bis Dezember 1912 als 1. Gemeindeältester an und schied dann auf eigenen Wunsch aus.
Herzlich sei Frau Annerose Dickopf gedankt für ihre bereitwillige Auskunft zu ihrem Großvater Julius Förster, dem Namensgeber der Försterstraße und die damit verbundenen wertvollen Informationen zu Sörnewitz und Brockwitz. Da ihr die Bewahrung heimatgeschichtlichen Wissens sehr am Herzen liegt, übergab sie dem Stadtarchiv außerdem drei Adressbücher zum deutschen Gartenbau. Sie stellen eine Fundgrube für Recherchen zu Gärtnereien auch in unserer Region dar. Mit diesen drei Büchern bereichert jetzt auch ein Buch über den 1. Reichsgartenbautag in Dresden aus dem Besitz von Frau Dickopf die Archivbibliothek. Mögen sie viele interessierte Benutzer finden!
Petra Hamann, Stadtarchiv