Namen sind Schall und Rauch
Schweizerstraße
Um einen Straßennamen richtig schreiben zu können, ist es in manchen Fällen unverzichtbar, seinen Ursprung zu kennen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist unsere Schweizerstraße. Frei nach Hamlet also: Getrennt oder zusammen, das ist hier die Frage. Ist die Straße nach ihrer geographischen Lage benannt, muss sie getrennt geschrieben werden. Ist sie hingegen nach einer Berufsgruppe (Schweizer gleich Melker) oder den Bewohnern eines Landes benannt, dann wird zusammengeschrieben - frei nach dem Duden. Das herauszufinden ist eine klassische Aufgabe für ein Stadtarchiv.
Die Schweizerstraße befindet sich auf Neucoswiger Flur. Neucoswig war bis zur Eingemeindung 1920 nach Coswig selbständige Gemeinde. Leider ist die Überlieferung der Akten der Gemeinde Neucoswig sehr lückenhaft. So gerät manche Recherche zu einer Art Puzzle. Mit Hilfe von Akten des Bauarchivs konnte ermittelt werden, dass die Genehmigung zum Ausbau der noch mit der Bezeichnung "B“ versehenen Straße dem Neucoswiger Gemeindevorstand von der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen im März 1899 erteilt wurde. Das war der Anhaltspunkt für eine ungefähre Datierung der Straßennamenvergabe. So konnte im Protokollbuch über die Gemeinderatssitzungen von Neucoswig 1898 – 1916, das im Stadtarchiv überliefert ist, ein wichtiger Vermerk dazu gefunden werden. Zur Gemeinderatssitzung am 28. August 1900, die im Restaurant "Erholung“ stattfand, wurde unter Punkt 6 notiert: "Es wird vom Vorsitzenden ein Schriftstück der Anlieger an der neu erbauten Straße oberhalb der Salzstraße (verlesen) dieselbe mit dem Namen Schweizerstraße zu benennen. Hierzu ist bereits vom Vorsitzenden die Zusage erteilt was allseitig gutgeheißen wird.“
Das Schriftstück der Anlieger könnte uns sicher über die Beweggründe zur Straßenbenennung Aufklärung geben. Doch dieses ist im Archiv leider nicht überliefert.
Eine Erklärung gibt uns der verdienstvolle Heimatforscher und ehemaliger Leiter des Coswiger Heimatmuseums Paul Schulze. In seinem Artikel "Coswigs Straßennamen als Denksteine der Ort und Landesgeschichte“ ("Unsere Heimat“, 1933, Nr. 6) schreibt er: "...an die Zeit eines heimatfremden, nur vorübergehend bei uns gepflegten Baustils (erinnert) die Schweizerstraße.“
So wie die Schweizer wohnten, wollten es offensichtlich auch die ersten Bauherren an dieser Straße. Mit den Häusern Nr. 2 und 5 begann 1899 die Bebauung. Somit können wir davon ausgehen, dass der Straßenname von den Einwohnern der Schweiz abgeleitet wurde und die Zusammenschreibung in diesem Fall korrekt ist.
Petra Hamann, Stadtarchiv